Nach knapp drei Jahren Pandemie in Deutschland hat man inzwischen bei manchen Veranstaltungen den Eindruck, als sei wieder Normalität eingekehrt. Wie verhält es sich mit den RPI-Fortbildungen 2023? Ist alles wie früher?
Silke Leonhard: Ich würde sagen, wir behalten Bewährtes, aber wir haben auch Neues im Programm. So gehört inzwischen das Digitale klar zum Profil, einmal durch digitale Formate; aber auch inhaltlich, wenn wir uns zum Beispiel mit dem Religionsunterricht in iPad-Klassen beschäftigen. Ein digitales Format, das sehr gut angenommen wird, ist der Crashkurs Weltreligionen, der die interreligiöse Weite religionspädagogischen Arbeitens in Schule und Gemeinde zeigt. Das Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ist uns auch wichtig. Das denken wir nicht nur religionspädagogisch weiter, sondern das machen wir auch durch religionspädagogische Waldtage oder vergleichbare Angebote erfahrbar. Überhaupt erleben wir, dass Spiritualität noch deutlicher ein selbstverständlicherer Teil unserer Tagungen wird und verstärkt nachgefragt wird.
Haben Sie Themen im Angebot, die es ohne die Corona-Erfahrungen nicht geben würde? Was sind Ihre Schwerpunkte?
Silke Leonhard: Stärker als früher richten wir den Blick auf Menschen im Krisenmodus – das meint sowohl den Einzelnen als auch die Gesellschaft. Wir erfahren, dass Leben unverfügbar und unplanbar ist. Hannah Arendt spricht von der Krise des Menschseins und wir nehmen mit dem Landeswettbewerb Religion unter dem Titel #Mensch die menschliche Existenz aus Schüler*innenperspektive in den Blick. Überhaupt stellen sich Zukunftsfragen an ganz vielen Stellen und in ganz unterschiedlichen Tagungen bei uns im Haus. Wenn wir zum Beispiel über die Familie als Partner von Kita und Kirchengemeinde nachdenken, dann knüpfen wir Verbindungen, wo es vorher nur lose Fäden gab. Im kommenden Herbst wird bei uns in Loccum außerdem die Auswertungstagung einer großen Umfrage zur Qualität im evangelischen Religionsunterricht stattfinden. Da wurde ausdrücklich mit untersucht, wie sich diese Perspektive unter Corona verändert hat.
Worauf freuen Sie sich besonders mit Blick auf das Jahresprogramm 2023?
Silke Leonhard: Ich freue mich und bin stolz, dass wir das bisherige Angebot des RPI in Fülle und Breite aufrechterhalten können, ohne dass wir an Tiefe verlieren. An einem besonderen Ort wie Loccum ermöglichen wir auch 2023 also bewährte Qualität. Im Krisenmodus ist es menschlich nötig, Türen der Hoffnung und des Mutes zu öffnen. Ein solcher Hoffnungsort und Ermutigungsort kann Loccum sein.
Die Fragen stellte Michaela Veit-Engelmann, Öffentlichkeitsarbeit des RPI Loccum