25 Religionslehrkräfte erhalten nach einer Weiterbildung am RPI Loccum ihre kirchliche Vokation und ihr staatliches Zertifikat
25 frischgebackene Religionslehrkräfte wurden jetzt im Religionspädagogischen Institut Loccum (RPI) in einem Gottesdienst für ihren Dienst gesegnet. Sie alle sind bereits Lehrkräfte für andere Fächer an verschiedenen weiterführenden Schulen und haben sich entschieden, sich berufsbegleitend zu Religionslehrkräften ausbilden zu lassen.
Eine von ihnen ist Dorit Eitschberger, die an der Edewechter Oberschule tätig ist. „Ich unterrichte Mathe und Englisch und finde es sehr schade, dass man den Schülern*innen gerade in den Hauptfächern so viel Druck machen muss“, sagt sie. „Im Fach Religion ist Zeit, mit den Schülern*innen echt ins Gespräch zu kommen, sie kennenzulernen. Ich bin doch auch Lehrerin geworden, weil mich die Menschen interessieren.“ Ihr Kollege Eike Christoph Hinck von der Porta-Coeli-Schule Himmelpforten ergänzt: „Am meisten freue ich mich, dass ich in meinem Religionsunterricht den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeiten geben kann, ihren persönlichen Fragen und Nöten Raum und Zeit zu geben.“
Um zukünftig Religionsunterricht erteilen zu können, haben Eitschberger und Hinck an einer berufsbegleitenden Weiterbildung teilgenommen, die vom RPI Loccum und dem Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung verantwortet wurde und an deren Ende jetzt die Verleihung eines des staatlichen Zertifikats und der kirchlichen Unterrichtsbestätigung, der sogenannten Vokation, stand. Begleitet wurden sie in dieser Zeit von RPI-Dozentin Kerstin Hochartz und Pastor Dr. Florian Schneider. Angelegt war die Weiterbildung auf zwei Jahre, doch machte Corona diesem Zeitplan einen Strich durch die Rechnung und mussten Veranstaltungen immer wieder verschoben werden.
Hochartz ist sehr angetan von dem Einsatz der Absolvent*innen: „Lehrkräfte sind aktuell über alle Maßen herausgefordert durch Coronamaßnahmen, Integration Geflüchteter in den Schulalltag, Lehrkräftemangel und zunehmende psychische Probleme von Schüler*innen.“ Die Teilnehmenden hätten wegen Corona selbst zwei Jahre länger auf ihr Zertifikat warten müssen. „Umso beeindruckender ist es, wie sie sich engagieren, um mit Religion ein weiteres Unterrichtsfach unterrichten zu können. Und dann auch noch eines, bei dem es nicht nur um zusätzliche Fachkenntnisse, sondern auch um Pluralitätsfähigkeit, eigene Positionalität und Spiritualität geht.“
Zwölf Mal haben sich die Teilnehmenden zu mehrtägigen Kursen in Loccum getroffen, nebenbei bereits Religion unterrichtet und sich im Selbststudium weitergebildet. Dabei gab es auch den einen oder anderen Aha-Effekt: „Bei mir war das gleich am Beginn“, weiß Hinck. „Ich bin christlich aufgewachsen, aber als ich hier die wissenschaftliche Herangehensweise an den Glauben kennenlernte, war ich erstmal überrascht. Diese kritische Art und Weise mit Glaubensinhalten umzugehen, kannte ich bisher nicht, aber ich habe sie als unheimlich gewinnbringend wahrgenommen.“ Auch Eitschberger erinnert sich: „Mir ist besonders im Gedächtnis geblieben, als wir über das Neue Testament sprachen und ich verstanden habe, dass so viele Texte von verschiedenen Autoren zu unterschiedlichen Zeitpunkten verfasst worden sind und es eine Gruppe von Leuten gab, die diese Texte wie ein berühmtes musikalisches Werk komponiert haben. Da hatte ich bisher nie so drüber nachgedacht.“
Oberkirchenrat Dr. Marc Wischnowsky zog im Vokationsgottesdienst Verbindungslinien zwischen den neuen Religionslehrkräften und den Erfahrungen des Propheten Elia aus dem Alten Testament: „Ich wünsche Ihnen einen Engel, der Sie anrührt und stärkt, wenn Müdigkeit Sie überkommt. Und ich wünsche Ihnen, dass Sie selbst manches Mal einer Schülerin und einem Schüler zu einem Engel werden; zum Beispiel, wenn Sie bereit sind, mit Ihren Schülern gemeinsam nach Wegen in die Zukunft zu suchen und mitzugehen“, sagte Wischnowsky. „Religionsunterricht eröffnet besondere Räume der Begegnung und weckt den Sinn dafür, dass es einen Blick auf die Wirklichkeit gibt, der ganz anders ist.“
Michaela Veit-Engelmann, Öffentlichkeitsarbeit des RPI Loccum