Hannover (epd). Die niedersächsische Landtagspräsidentin Hanna Naber (SPD) hat an die jüngere Generation in Deutschland appelliert, aus den Erfahrungen von Auschwitz zu lernen. Die Antwort auf die Frage, ob dies gelingen werde, liege „in den Händen der Enkel und Urenkel von Opfern und Tätern“, sagte Naber am Samstagabend in Hannover. Die Präsidentin sprach bei einer Gedenkstunde des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen zum Holocaust-Gedenktag (27. Januar), der an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 80 Jahren erinnert.
„Es stimmt mich zaghaft zuversichtlich, dass die jüngere Generation das Wachhalten der Erinnerung stärker betont als Ältere“, sagte Naber laut Redemanuskript. „Auschwitz muss singulär bleiben“, betonte sie: „Die Welt kann und darf sich nicht daran gewöhnen, dass Auschwitz erdacht und umgesetzt werden konnte.“
Auschwitz sei ein Symbol für den gesamten Holocaust, sagte Naber. In der „Mordmaschine“ von Auschwitz hätten sich modernste Technologie und die „absolute moralische Enthemmung“ miteinander verbunden. Darin bleibe Auschwitz in der Geschichte der Menschheit einzigartig. Es sei jedoch keineswegs bewiesen, dass das auch in Zukunft so bleiben werde.
In Auschwitz finde die Welt den Nachweis dafür, „dass die Würde des Menschen sehr wohl antastbar ist, dass Völkermord und Massenvernichtung sehr wohl im Bereich dessen liegen, was Menschen anderen Menschen antun können“, sagte Naber. Im Vernichtungslager Auschwitz (Oswiecim) nahe Krakau in Polen waren zwischen 1940 und 1945 rund 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen von den Nazis ermordet worden.
Bereits am Freitag betonte Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) in einer Mitteilung, Demokraten müssten „entschlossen für ihre Werte und gegen Antisemitismus und Rassismus eintreten. Menschenwürde ist nicht verhandelbar!“
Die Gefahr, Gedenktage zu ritualisieren, sei groß, sagte die Hamburg: „Dem muss jeder Einzelne von uns als Teil der Gesellschaft mit aller Kraft entgegenwirken und zeigen: Nie wieder ist jetzt!“ Auch 80 Jahre nach dem Holocaust, in einer Zeit, in der es immer weniger Zeitzeugen gebe, dürfe das Geschehene nicht vergessen werden.
epd Niedersachsen-Bremen