Nach Bundestagswahl: Kirchenvertreter rufen zum Engagement für die Demokratie auf

Nachricht 25. Februar 2025

Nach der Bundestagswahl und den Stimmengewinnen der AfD betonen Kirchenvertreter, rechtsextreme Anschauungen seien mit christlichen Werten nicht vereinbar. Sie rufen zum Engagement für die Demokratie auf.

Angesichts der Stimmenzuwächse für die AfD bei der Bundestagswahl zeigen sich Kirchenvertreter in Niedersachen besorgt und rufen zum Einsatz für die Demokratie auf. „Hunderttausende Menschen haben sich in den vergangenen Wochen dem Rechtsruck in Deutschland entgegengestellt“, sagte der Vorsitzende der Initiative „Kirche für Demokratie – gegen Rechtsextremismus“ Niedersachsen (IKDR), der Ruhestandspastor Wilfried Manneke, am Montag. „Dieses Engagement muss weitergehen.“

Auch der evangelische braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns betonte, die Demokratie müsse der Humanität und Freiheit verpflichtet bleiben. Die IKDR schreibt in einer Stellungnahme: „Menschenverachtende Haltungen, Äußerungen und Taten sind mit den Grundsätzen des christlichen Glaubens nicht vereinbar.“ Die sogenannte „Brandmauer“ müsse bestehen bleiben. Schweigen sei keine Option, so die niedersächsische Initiative. Es sei vielmehr Zeit, zu handeln, wenn Menschen durch eine menschenverachtende Politik ausgegrenzt, bedroht oder angegriffen werden. „Wir halten es für zentral, dass die demokratischen Kräfte in Koalitionsverhandlungen eintreten und Kompromissbereitschaft zeigen.“

Bischof Meyns sagte, es sei besorgniserregend, dass rechtsextreme, demokratiefeindliche Kräfte weiter Zulauf erhielten, auch im Braunschweiger Land. Die neue Bundesregierung müsse die Sorgen und Ängste der Menschen ernst nehmen und pragmatisch Probleme lösen. Nicht alle, die Sympathien für eine rechtsextreme Partei hegten, seien rechtsextrem, sondern häufig enttäuscht von anderen Parteien.

Gleichzeitig gehe es darum, den rechtsextremen ideologischen Hintergrund politischer Kräfte zu analysieren. Die Kirche trage dabei eine Mitverantwortung, sagte Meyns. Wenn ein völkischer Nationalismus zu menschenfeindlichen politischen Positionen führe, könne die Kirche nicht schweigen. Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus seien mit dem christlichen Menschenbild nicht in Einklang zu bringen.

Die Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche, Susanne Bei der Wieden, erklärte im Anschluss an die Wahl: "Dass angesichts der Weltlage und den gesellschaftlichen Verwerfungen enorme Anstrengungen auf die nun in die Regierungsverantwortung gehenden Parteien zukommen, steht außer Frage. Dazu wünsche ich allen Politikerinnen und Politikern viel Kraft, Weisheit, Weitblick und Gottes Segen."

Die Spitzen der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland, Georg Bätzing und Kirsten Fehrs, betonen die Notwendigkeit, nach dem emotional aufgeladenen Wahlkampf nun zukunftsorientiert und besonnen zu handeln. Sie fordern die Parteien auf, die gesellschaftliche Spaltung zu überwinden. „Der Wahlkampf ist vorüber, jetzt muss gehandelt werden“, forderte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Bätzing. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Hamburger Bischöfin Fehrs, sagte, die Tage und Wochen vor der Wahl seien geprägt gewesen von stark emotionalisierten Debatten, die die gesellschaftliche Stimmung aufgeheizt hätten. Jetzt stünden die Parteien vor der Aufgabe, mit diesem „Wahlergebnis konstruktiv und verantwortungsvoll umzugehen“, erklärte Fehrs nach der Bundestagswahl.

mit epd Niedersachsen-Bremen