Zum 75-jährigen Jubiläum des Grundgesetzes startet die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine auf alle 20 Landeskirchen verteilte Gottesdienst-Reihe. Sie greift die Präambel und die ersten 19 Artikel auf, in denen die Grundrechte festgehalten sind. In jeder der 20 evangelischen Landeskirchen wird in einem Gottesdienst eines dieser 20 grundlegenden Verfassungselemente thematisiert.
„Das Grundgesetz ist aus meiner Sicht ein Kunstwerk der klaren Sprache: In wenigen Sätzen werden die elementaren Grundlagen jeglichen friedlichen Zusammenlebens prägnant auf den Punkt gebracht“, sagt Bischöfin Kirsten Fehrs, amtierende Ratsvorsitzende der EKD. „Unsere Verfassung entstand auch aus den Erfahrungen, die etliche Mitglieder des Parlamentarischen Rates im Exil, im Widerstand gegen die NaziDiktatur, in Lagern oder in Gefangenschaft gemacht hatten und die in die Beratungen eingeflossen sind. Viele von ihnen fühlten sich nicht nur den Menschen, sondern auch Gott verantwortlich. Das stellt nicht zuletzt die Präambel eindrucksvoll unter Beweis. Für uns ist das ein Grund für Dankbarkeit, aber auch ein Ansporn, im Engagement für die Demokratie nicht nachzulassen. Beidem wollen wir in den Gottesdiensten einen würdigen Ausdruck geben.“
Die ersten beiden Gottesdienste der Reihe finden am 26. Mai statt, am ersten Sonntag nach dem Jubiläumstag (23. Mai): In Hannover gedenken Landesbischof Ralf Meister und der Rechtswissenschaftler Volker Epping der Präambel, in Bonn wird zu Artikel 16 in derselben Lutherkirche gefeiert, in der vor 75 Jahren der Gottesdienst zur Grundgesetz-Verabschiedung stattfand.
Für die weiteren Gottesdienste wurden zum Teil die Geburtsorte der 77 Mütter und Väter des Grundgesetzes ausgewählt. So wird am 8. September die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, den Gleichstellungsartikel 3 in Kassel würdigen, der Geburtsstadt von Elisabeth Selbert, die leidenschaftlich für den Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ kämpfte. Am 22. September feiert die Evangelische Landeskirche in Württemberg in Brackenheim, dem Geburtsort des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuß. Die Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, Heike Springhart, hält am 22. Juni einen Gottesdienst über Artikel 2 in der Mannheimer Gnadenkirche, einer der Notkirchen, die bundesweit 1947 bis 1951 nach Plänen des Architekten Otto Bartning entstanden. Der letzte Gottesdienst der Reihe findet am 20. November als Rundfunkgottesdienst (Radio Bremen 2) aus der evangelischen Kirche Unser Lieben Frauen in Bremen statt.
Carsten Splitt / Pressestelle der EKD